Gestern abend waren wir im "Le Charme" essen. Ein kleines, zweistöckiges Haus mit Giebeldach am westlichen Ortseingang von Mercurey, rechts in Alleinlage. Über eine Treppe erreicht man den Eingang zum Restaurant. Der Raum meiner Hausträume. Rechts ein großer, offener, mittelalterlicher Kamin, davor ein Längstisch und vor dem Fenster mit herrlichem Blick in die sanften Hügel der Weinberge ein runder Tisch mit vier Sesseln mit rot-grünen Längsstreifen. Dieser gehört heute abend uns. Links von uns noch drei Zweiertische, dahinter der Eingang zum Örtchen. Aber das Schönste: Es führt eine Holztreppe unter den offenen Giebel, oben ist, durch ein Holzgeländer vom offenen Raum getrennt, die große Galerie. Tony sitzt mit dem Rücken zum Kamin und kann direkt auf die Galerie blicken. Er meint, oben wären keine Schränke, die Kleider der Besitzer hängen offen, sie wohnen wohl da, über ihrem Restaurant. Unter der Galerie geht es links in die Küche, rechts neben dem Eingang ein kleiner Sekretär, hier erstellt die junge schwarzhaarige Patronesse handschriftlich die Rechnungen. Wir wurden mit Charme empfangen, die Besitzerin macht die Bedienung und Bewirtung alleine. Beim Ankommen hatten wir vor dem Haus ein blaues Auto mit ERB-Kennzeichen parken sehen, also ein Auto aus dem Kreis Erbach im Odenwald. Am Längstisch sassen jüngere Leute, die sich in gemäßigter Lautstärke auf Deutsch unterhielten, es waren auch Kinder dabei. Ich saß mit Blick an Evas Kopf vorbei auf den "Champ de Martin" rechts und eine andere Weinlage links. Sonja hatte links von mir, den Kamin im Blick, Platz genommen. Die Frage nach einem Apertitif setzte uns in frohe Erwartung der kommenden Genüsse. Nach Empfehlung unserer Gastgeberin bestellten wir mit verhohlener Begeisterung Cremant mit erweiterter alkoholischer Mixtur, es war wohl auch ein Hauch Cognac dabei. Die Menükarte enthielt nur drei Menüs, von denen zwei abends bestellt werden konnten. Man hat aber die Auswahl aus zwei Vorspeisen und zwei Hauptgerichten bei jedem Menü und es ist Käse oder Dessert dabei. Wir entschlossen uns zum etwas höherpreisigen Menü und bestellten Schnecken mit Extras als Vorspeise und Canette (Ente) medium als Hauptgericht. Als Wein schlug ich einen Mercurey 1er Cru "Clos Tonnere" 2003 vom Erzeuger Juillot vor, einen Roten. Ich durfte ihn bestellen. Als amuse bouche bekamen wir einen Teller mit 4 runden Brioches und leckerer Salami. Schon unser Cremant war köstlich und bald ausgetrunken. Ich bekam den Rotwein zum Verkosten, der Duft war genussreich und korkfrei und der Geschmack stand nicht zurück. Als Mineralwasser einen Liter Evian sans gas. Die Schnecken wurden aufgetragen, ebenso, immer wieder, Weißbrot. Neben den Schnecken befanden sich Weißkäse mit Kräutern und runde, überbackene, kuchenähnliche Scheiben auf den Tellern. Sehr lecker insgesamt. Der Hauptgang: Ein ovales Stück leicht panierte Canette liegt schräg auf einem runden Kartoffelrad in delikater Sauce. Das Rad setzt sich aus lauter kleinen Kartoffelscheiben zusammen. Es war ein wunderbarer Genuß, zusammen mit unserem premier cru. Schon stand die zweite Flasche des gleichen Weines auf dem Tisch, so genußreich wie die erste. Eva, Tony und ich bestellten noch Käse vor dem Dessert, es kamen für jeden 3 Käseecken, links der würzige, in der Mitte der weiche, rechts der mit Kräutern. Wieder stand uns die Patronesse hilfreich zur Seite, erst den in der Mitte essen, dann den rechten, dann den linken. Tres delicieux. Als Dessert für Eva und mich creme brulee, für Sonja parfait und sorbet, Tony möchte kein Dessert. Excellent, auch die Rechnung. Als wir aus dem Haus traten, beschien der Vollmond uns rundum zufriedene Gruppe.